Digital Logos Edition
Das Werkbuch Psalmen II will eine Brücke schlagen zwischen theologischer Wissenschaft und kirchlicher Praxis. Neue Einsichten der Psalmenforschung sollen für die Arbeit mit den Psalmen in der kirchlichen Praxis bereit gestellt und Impulse zur eigenen wie zur gemeindlichen Verwendung der Psalmen gegeben werden. Jeder der insgesamt 150 Psalmen wird nach einem einheitlichen Raster bearbeitet: Übersetzung - Vokabular - Sprache und Form - Poesie und Struktur - Kontexte (religionsgeschichtliches Umfeld; Verhältnis zum Psalter sowie zum Alten Testament bzw. zum biblischen Gesamtkanon) - Anregungen für die Praxis (mit Angaben zur Aufnahme des jeweiligen Psalms in den deutschsprachigen Kirchengesangbüchern). Als Lese- und Arbeitshilfe will dieses Werkbuch somit zur vertieften, die Spiritualität des Menschen fördernden Beschäftigung mit dem Psalmenbuch anleiten. Für die vorliegende 2., aktualisierte Auflage wurden einzelne Psalmen teilweise neu bearbeitet.
Gegenüber der heutige Kultur der Leidvermeidung und der Spassgesellschaft vermittelt Ps 73 die Botschaft, dass zum authentischen Leben, das selbst-transzendent über sich hinausweist, immer auch die Annahme und Verarbeitung von Leiden gehört (vgl. auch Jesus in Mt 11,30; Mk 8,34). Man kann Ps 73 auch als „pilgrimage from doubt to faith“ (L.C. Allen) bezeichnen. Vom NT her lässt sich sagen: Gott löst das Leid, indem er es in Jesus auf sich nimmt. Seit Jesus das Leiden der ganzen Welt trug, erfährt niemand sein eigenes Leiden mehr als erster. Es ist ein immer schon von ihm getragenes Leiden, in das er uns stellt (vgl. W. Bittner).
Er eröffnet mit einer Seligpreisung (6), die denen gilt, deren Stärke in Gott liegt. Mit einer ungewöhnlichen Metapher wird dann zum Ausdruck gebracht, dass der Weg zu Gott, bevor er unter die Füsse genommen werden will, im Herzen anfängt.
Expliziert I das Problem, nämlich die Zeitlichkeit und Vergänglichkeit, so bringt es II in einen kollektiv-biographischen und theologischen Zusammenhang mit menschlicher Schuldverhaftung und Gottes Zorn, was in III zu Bitten um die Rückkehr Gottes, seine Heilspräsenz und damit um ein freuderfülltes und gelingendes Leben führt.
Wallfahrer-Psalm, ein ‘Sehnsuchts’-Gedicht und - Gebet, das seinen Ausgangsort fernab vom Jerusalemer Tempel hat und gleichsam den Weg dorthin im Psalm innerlich und wohl auch äusserlich abschreitet.
Nun hat sich nicht mehr der Mensch vor Gott, sondern Gott vor der autonomen menschlichen Vernunft zu rechtfertigen