Digital Logos Edition
Dietrich Bonhoeffers Auslegung der biblischen Erzählungen von der Erschaffung des Kosmos und des Menschen macht eindringlich klar: Der Mensch, den wir- nach dem „Fall“ kennen, findet sich vor ohne Gott. Erst die Anrede durch das lebendige Gotteswort erweckt ihn zum Leben vor dem Schöpfer. Voller Staunen folgten Bonhoeffers Hörer an der Berliner Universität 1932/33 dieser außergewöhnlichen Bibelmeditation. Das Vorlesungsmanuskript ist in der hier vorgelegten Neuausgabe durch einen Kommentar bereichert, der unter anderem Hörernotizen der mündlichen Bemerkungen Bonhoeffers wiedergibt.
Es tut dem biblischen Denken keinen Eintrag, ob die Schöpfung in Rhythmen von Jahrmillionen oder in einzelnen Tagen geschehen ist, wir haben keinen Anlaß, das letztere zu beteuern noch das erstere zu bezweifeln. Aber die Frage als solche geht uns nichts an.
Das ist die Botschaft des Evangeliums selbst, daß Gottes Freiheit sich an uns gebunden hat, daß seine freie Gnade allein an uns wirklich wird, daß Gott nicht für sich frei sein will, sondern für den Menschen.
Will der Schöpfer sein eigenes Bild schaffen, so muß er es in Freiheit schaffen. Und erst dies Bild in Freiheit würde ihn ganz preisen, würde die Ehre seines Schöpfertums ganz verkündigen.
Daß Gott im Menschen sein Bild auf Erden schafft, heißt, daß der Mensch dem Schöpfer darin ähnlich ist, daß er frei ist.
Nicht gemeinsame Anbetung, Anrufung Gottes, sondern Rede über Gott, über ihn hinweg.