Digital Logos Edition
Der Theologische Kommentar zum Neuen Testament steht in der Tradition klassischer historisch-kritischer Kommentarkultur der neutestamentlichen Wissenschaft. Er nimmt jedoch erstmals die im christlich-jüdischen Gespräch behandelten Themen, den feministisch-theologischen Diskurs sowie sozialgeschichtliche Fragestellungen auf.
Die meisten neutestamentlichen Schriften sind vom Selbstverständnis ihrer Verfasser wie vom Inhalt her jüdische Schriften. In ihnen begegnen im Rahmen innerjüdischer Auseinandersetzungen nicht selten polemische Bezüge auf die nicht an Jesus als Messias glaubende jüdische Mehrheit. Sie bestimmten in der christlichen Rezeption das Judentumsbild durch die Geschichte hindurch mit verhängnisvollen Wirkungen bis in die Gegenwart. Das Ziel des Theologischen Kommentars zum Neuen Testament ist es, eine kritische historische Exegese der neutestamentlichen Schriften zu entwickeln, die deren jüdisches Profil wahrnimmt und interpretatorisch fruchtbar macht und die antijüdische Auslegungsgeschichte aufarbeitet. Er will auf diese Weise einen Beitrag zur kirchlichen und theologischen Diskussion über die Erneuerung des christlichen Verhältnisses zum Judentum leisten.
In der Auslegungsgeschichte des Neuen Testaments finden sich viele Texte, die patriarchale und frauenfeindliche Strukturen legitimieren. Vor allem aber wurde der Gesamttext des Neuen Testaments mit einem Deutungsmuster gelesen, das das Geschlechterverhältnis als Herrschaftsbeziehung interpretiert. Feministisch-theologische und geschlechterbewusste Forschungen haben innovative hermeneutische Zugänge zur Bibel entwickelt, die das befreiende Potenzial neutestamentlicher Traditionen für alle Geschlechter aufzeigen. Dies soll im Theologischen Kommentar zum Neuen Testament in sozialgeschichtlicher Perspektive herausgearbeitet und für die gegenwärtige theologische und kirchliche Debatte über eine geschlechtergerechte Gestaltung von Kirche und Gesellschaft fruchtbar gemacht werden.
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